"Resonanz/Resonance", Ausstellungsansichten, div. Dimensionen,
thermochrome Pigmente, Holz, Leinwand, Schwarzlichtstrahler,
Nails Projectroom, Düsseldorf, 2022
Resonanz/Resonance
Ausstellungstext von Maren Knapp Voith
„Bitte nicht berühren“ ist im Allgemeinen der übliche Konsens im Umgang mit Exponaten in Ausstellungsräumen jeglicher Art. Selbst bei intensiver Auseinandersetzung mit den Werken wird dadurch eine gewisse Distanz zur Betrachter:in aufgebaut. Auch der Kunsthistoriker Horst Bredekamp spricht in seiner Theorie des „Bildakts“ über die definierte Wirkung auf den/ die Betrachter:in, die mit verschiedenen Sinnen erfahrbar ist - nur der Akt der taktilen Erfassung bleibt in den meisten Fällen zum Schutz des künstlerischen Artefaktes außen vor.
Schon während seines Studiums an der Kunstakademie Düsseldorf kommt Nils Levin Sehnert in Kontakt mit den Besonderheiten der thermochromen Farbe und entdeckt diese für seine Arbeiten. Zunächst entstehen Gemälde, die explizit zur Berührung der Betrachter:innen gedacht sind. Durch die Körperwärme der berührenden Person verändert sich die Farbe des Gemäldes. Diese Farbveränderung ist ein reversibler Vorgang, der sich in der Molekülstruktur der Farbpigmente vollzieht.
Für seine Ausstellung im Nails projectroom hat Nils Levin Sehnert eine ortsspezifische raumgreifende Installation konzipiert, die die verschiedenen Aspekte seiner bisherigen Untersuchungen kombiniert. Wände und Boden des Ausstellungsraumes werden mit der Farbe behandelt und verwandeln den Raum in eine begeh- und erlebbare Plastik.
Amorphe organische Strukturen, die aus den Wänden und Raumecken hervorquellen, überlagern die vorgefundene architektonische Struktur des Ausstellungsraumes und schaffen so ein neues Raumgefühl. [...]
Already during his studies at the Kunstakademie Düsseldorf, Nils Levin Sehnert encountered the special features of thermochromic paint and
discovered them for his works. Initially, he created paintings that were explicitly intended to touch the viewer. The colour of the painting changes through the body heat of the person touching it.
This colour change is a reversible process that takes place in the molecular structure of the colour pigments. For his exhibition in the Nails projectroom, Nils Levin Sehnert has conceived a
site-specific, space-consuming installation that combines the various aspects of his previous investigations. The walls and floor of the exhibition space are treated with the paint, transforming the
space into an experimental walk-in sculpture.
Amorphous organic structures that sprout from the walls and corners of the room overlay the existing architectural structure of the exhibition space, creating a new sense of space. The monochrome vivid colour underlines the organic character of the installation, although it remains unclear what material and materiality the surface is made of. The iridescent changing colour evokes associations of fleshiness, corporeality, or organs, but also brings to mind the idea of distant planets. [...]
"Resonanz/Resonance", Ausstellungsansichten, div. Dimensionen,
Bank physischer Resonanz,
thermochrome Pigmente, Holz, Stahl, Leinwand, Schwarzlichtstrahler,
Nails Projectroom, Düsseldorf, 2022
"Resonanz/Resonance", Ausstellungsansichten, div. Dimensionen,
menschlicher, zeitlich begrenzter Abdruck,
thermochrome Pigmente, Holz, Stahl, Leinwand, Schwarzlichtstrahler,
Nails Projectroom, Düsseldorf, 2022
DE
[...] Die thermochrome Farbe unterstreicht den organischen Charakter der Installation, wobei unklar bleibt, aus welchem Material und welcher Materialität die Oberfläche besteht. Die schillernde wechselhafte Farbe evoziert Assoziationen von Fleischlichkeit, Körperlichkeit oder Organen, lässt aber auch an die Vorstellung von fernen Planeten erinnern.
Durch das taktile Ein- und Begreifen verändert der/ die Besucher:in aktiv die Oberfläche der Plastik und verändert somit partizipativ die Visualität der Rauminstallation.
Gleichzeitig sorgen spezielle UV-Strahler in Verbindung mit einer speziellen photochromen Farbe an den Wänden dafür, dass die Schatten der Besucher:innen für einige Sekunden sichtbar gemacht werden – auch dies ein reversibler Zustand, der einen futuristischen, fast gespenstischen Eindruck hinterlässt.
Sehnert erweitert seine, durch die Malerei mit sich bringende
Zweidimensionalität seiner bisherigen Werke im dreidimensionalen Raum und stellt sich somit den Fragen und Herausforderungen ortsspezifischer Rauminstallationen, wie dem Umgang mit Volumen,
Materialität, Struktur und Oberfläche zum gegebenen Raum. Der Resonanzraum ist hier als der Raum zu verstehen, in dem der/die Betrachter:in die gewohnten habituellen Grenzen verlässt und aktiv in den
Prozess mit eingreift.
Maren Knapp Voith, Nails Projectroom
ENG
"Resonanz/Resonance", Ausstellungsansichten, div. Dimensionen,
thermochrome Pigmente, Holz, Leinwand, Schwarzlichtstrahler,
Nails Projectroom, Düsseldorf, 2022
"Resonanz/Resonance", Ausstellungsansichten, div. Dimensionen,
thermochrome Pigmente, Holz, Leinwand, Schwarzlichtstrahler,
Nails Projectroom, Düsseldorf, 2022